Test Roland F-20

Neue Akzente

Mit dem F-20 präsentiert Roland ein neues Digitalpiano für Anfänger und Hobbymusiker, dessen Schwerpunkte auf Tastatur und Sounds liegen. Es soll auf dem heiß umkämpften Einsteigermarkt neue Akzente setzen.

Bei kaum einer Gerätegattung hat sich in den letzten Jahren qualitativ so viel getan wie bei den so genannten Einsteiger-Instrumenten: Was man heute schon für 500 bis 700 Euro an Tastatur- und Soundqualität bekommt, war noch vor wenigen Jahren der Oberklasse vorbehalten. Dementsprechend hat auch die Firma Roland ihren jüngsten Spross mit einigen Merkmalen der Oberklassepianos ausgestattet. Das F-20 ist in den Farbvarianten Schwarz (BK) und Walnussbraun erhältlich. Ein Notenhalter wird ebenso mitgeliefert wie ein stufenloses Haltepedal.

Ausstattung

Das Lautsprechersystem ist platzsparend untergebracht: an der Rückseite. Darunter leidet die Klangqualität keineswegs: Mit seinen zweimal 6 Watt kann das F-20 zupackende Lautstärken produzieren.Besonders hervorzuheben ist die tonal räumliche Darstellung, die dank des leicht indirekten Klangs einem echten Klavier recht nahe kommt. Allerdings neigen die Lautsprecher bei stärkerem Anschlag der akustischen Klavierklänge dazu, ein wenig grell zu klingen.Nicht sparen sollte man an der Tastaturqualität. Dem trägt das F-20 mit einer außerordentlich guten Tastatur Rechnung: Die Hammermechanik ist präzise spielbar und vermittelt ein realistisches, flügelnahes Spielgefühl, ohne zu schwergängig zu sein. Dazu trägt auch die angenehm aufgeraute Oberfläche aus synthetischem Elfenbeinimitat bei, Ivory G genannt. Sie bietet Halt und verhindert Schweißfinger. Die Anschlagdynamik lässt sich in drei Stufen einstellen oder auch ganz abschalten.

Bedienung

Die Bedienoberfläche ist spartanisch ausgestattet: Elf kleine Drucktaster sowie ein Lautstärkeregler finden sich auf der Gehäuseoberseite; ein Display sucht man vergebens. Dadurch muss man viele Funktionen wie die Auswahl von Klängen durch gleichzeitiges Drücken der entsprechenden Funktionstaste und einer Klaviertaste zur Eingabe der Werte ansteuern. Das ist bei Grundfunktionen wie der Sound- oder Rhythmusauswahl noch zu tolerieren. Will man jedoch Effekte ein- oder ausschalten, wird man stets das Handbuch zur Hand haben müssen.Deutlich bequemer wird die Bedienung, wenn man ein iPad sein Eigen nennt und dieses mit dem F-20 verbindet. Mit der Roland Piano-Partner-App lässt sich das Instrument dann komfortabel bedienen: Die grafische Bedienoberfläche der App bietet dann z.B. eine Tempoanzeige des Metronoms, und man kann auf alle Sounds und internen Songs des Instruments zugreifen.An der Rückseite finden sich Stereo-Miniklinken-Ausgänge für Audio-out und Kopfhörer sowie Anschlüsse für USB-to-Device beziehungsweise USB-to-Host. Darüber kann ein USB-Stick angeschlossen werden, um Songs zu laden, zu speichern oder das Instrument mit einem Computer zu verbinden. Die MIDI-Klaviertastatur macht auch am Rechner eine sehr gute Figur.

Klangerzeugung

Die Klangerzeugung ist 128-stimmig und bedient sich der hochklassigen Super-Natural-Klänge, die auch in teureren Roland-Modellen zu finden sind. Die Pianosektion bietet fünf verschiedene Tonwelten, darunter ein universell einsetzbares Klavier, eine Variante für Balladen und Jazz, ein kernig klingendes Modell für rockige Stücke, ein Honkytonk-Piano und ein Cembalo.Die Pianoklänge sorgen mit Dämpfer-, Saiten- und Key-off-Resonanz für einen überaus natürlichen Klangeindruck. Noch mehr Auswahl bietet die E-Piano-Sektion mit einem glockigen Fender Rhodes, einem eher flauen DX-7-Imitat, einem Wurlitzer, einem knackigen Clavinet sowie Vibrafon, Marimba und einem Glöckchen-Sound. Die eigentliche Überraschung aber liegt in der dritten Klanggruppe, „Other genannt: Hier sind nicht weniger als 22 authentische Klänge von Hammondorgel und Bass bis Strings, Pads und Scat-Sounds abgelegt.Zwei Klänge können als Split oder Layer über die Tastatur verteilt werden. Der Splitpunkt ist frei wählbar. Etwas mühsam wird es allerdings, wenn man ohne Display die beiden Sounds einer Splitkombination verändern will. Als Besonderheit bietet das Instrument einen Twin-Modus. Dabei entstehen zwei identische Tastaturbereiche à 44 Tasten, was speziell für Unterrichtssituationen praktisch ist. Zudem lässt sich auswählen, ob beide Klaviere stereo übertragen werden (pair) oder der linke Tastaturbereich aus der linken klingen soll und der rechte entsprechend umgekehrt (individual).

Extras

Für gesteigerten Spielspaß sorgen die 32 eingebauten Rhythmen. Diese bieten zwar nicht den Komfort ausgewachsener Arranger-Keyboards und begnügen sich mit Intro, einer Variation und Outro. Als Alternative zum ebenfalls vorhanden Metronom mit wählbaren Akzentuierungen sind sie aber eine willkommene Alternative. Neben den 30 programmierten Demo-Songs kann sich auch immer ein eigener Song im internen Speicher befinden. Bis zu 99 selbst erstellte Songs kann man über einen USB-Stick speichern und von dort wieder in das Gerät laden, allerdings nur im WAV-Format (44 kHz, 16bit).Für Besitzer eines iPad, iPod oder iPhone bietet das F-20 vielerlei Mehrwert: So lässt sich das Digitalpiano über die genannten Geräte bedienen; über die Air-Performer-App können Songs aus iTunes an das Gerät gestreamt und dabei sogar im Tempo verändert werden. Die Piano-Partner-App soll unter anderem das Gehör schulen. Um diese Funktionen nutzen zu können, muss man allerdings den optional erhältlichen USB-WLAN-Adapter von Roland erwerben.

Fazit

Als Einsteiger-Digitalpiano macht das F-20 eine hervorragende Figur: Die Tastatur ist ausgezeichnet, und die Pianosounds können überzeugen. Das Instrument ist kompakt, und die Verarbeitung hinterlässt einen soliden Eindruck. Aufgrund der Einschränkungen im Bedienkomfort dürfte man als Einsteiger mit Bandambitionen wohl eher zu einem anderen Gerät greifen. Als Pianoersatz für den Heimbereich ist das F-20 jedoch uneingeschränkt zu empfehlen, wenngleich der Preis mit einem Listenpreis von rund 950 Euro etwas höher angesiedelt ist als bei so manchem Konkurrenzprodukt.Klaus Tenner

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